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Markt-Update Wydler Asset Management 27.10.23

Wie stellt sich die Situation aktuell dar?

1. Zinsen

Der von den Notenbanken, beginnend 2022, eingeschlagene Weg der Zinserhöhungspolitik zur Bekämpfung der Inflation hat sich 2023 nahtlos fortgesetzt und aktuell (noch) kein Ende gefunden. Wie im nachstehenden Schaubild erkennbar, gestaltet sich der Anstieg der Zinsen geradezu fahnenstangenartig.

Wydler Asset Management - Zinsvergleich Eurozone USA

Mit der zehnten Zinserhöhung in Folge am 14. September hatte die Europäische Zentralbank den Hauptrefinanzierungssatz um ¼ Prozentpunkt auf nunmehr 4,50% und den Einlagenzins auf 4,00% nach oben genommen und damit auf ein Rekordlevel seit der Einführung des Euro. Wie allgemein erwartet, hat sich die EZB nach dem auswärtigen Meeting in Athen gestern für eine Zinspause entschieden. Wie die EZB mitteilte, sehe sie „…die Leitzinsen auf einem Niveau, das…einen erheblichen Betrag zu diesem Ziel (= Inflationsrate von 2%, Anm. d. Red.)…leisten wird…“.

In Amerika hob die FED in ihrer letzten Sitzung den Leitzins ebenfalls um einen weiteren ¼ Prozentpunkt an und verzeichnet nun mit einer Spanne von 5,25-5,50% das höchste Niveau seit 22 Jahren.

Trotz allem erscheint es möglich, dass wir im Laufe des Jahres weitere Zinsschritte nach oben folgen sehen. Die FED hat die Märkte in den letzten Wochen verbal auf „higher for longer“, also auf ein durchaus längerfristig höheres Zinsniveau vorbereitet. Dennoch wurde in der Vergangenheit gerade in den USA sehr schnell auf veränderte Rahmenbedingungen reagiert (wie zuletzt 2020). Auf Sicht der nächsten sechs Monate stellt sich zudem die Frage, ob die Notenbanken weiter an der Zinsschraube nach oben drehen müssen respektive ob weitere Zinserhöhungen aufgrund der wirtschaftlichen Situation (siehe Punkt 2) überhaupt noch angezeigt sind. Zumindest sind die Inflationsraten in der Eurozone seit dem Höchststand Ende Sommer 2022 deutlich gesunken:

Wydler Asset Management - Inflation Eurozone August 2021 bis August 2023

In den USA hingegen war die Preissteigerungsrate ähnlich klar rückläufig, hat aber seit Juli 2023 wieder nach oben zugelegt, was die FED mit dem oben erwähnten „higher for longer“ kommentierte. Man wolle also auf Nummer sicher gehen und die Zinsen erst dann senken, wenn eine hohe Wahrscheinlichkeit besteht, dass die Inflation auch tatsächlich besiegt ist.

2. Wirtschaft 

Deutschlands Wirtschaft schrumpft. Wie die Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (BIP) anzeigt (siehe Tabelle), sind mittlerweile deutliche Bremsspuren in der Wirtschaft zu erkennen, bedingt durch Ukrainekrieg, Zinslandschaft und Inflation. Besorgniserregend erscheint zudem, dass Deutschland in den letzten neun Quartalen in Folge eine schlechtere Entwicklung als die anderen EU-Staaten aufweist (siehe Balkendiagramm) und somit vom einstigen Zugpferd und Wirtschaftsmotor zunehmend zum kranken Mann Europas mutiert.

Wydler Asset Management - Bruttoinlandsprodukt Deutschland

Im Gegensatz zu Deutschland sieht die Lage in den USA entspannter aus. Auch wenn wie in Europa ein rückläufiges Wachstum erkennbar ist, lag das BIP mit +2,1% dennoch weiter klar im positiven Bereich.

3. Weltpolitik

Der russisch-ukrainische Krieg begann bereits Ende Februar 2014 mit der Annexion der Krim und eskalierte durch den bewaffneten Überfall russischer Einheiten auf die Ukraine am 24. Februar 2022. Die von russischer Seite genannte „Spezialoperation“ verfehlt jedoch das Ziel, die Ukraine binnen kurzer Zeit zu Fall zu bringen und die westlich orientierte Regierung durch eine pro-russische zu ersetzen. Nach wochenlanger Umklammerung musste der Vorstoss Richtung Kiew schliesslich aufgegeben werden. Seitdem führen beide Parteien einen erbitterten Abnutzungskrieg, ein Ende der Kämpfe ist nicht absehbar.

In Asien schwelt der Konflikt zwischen China und Taiwan vor sich hin. Während Taiwan auf seiner Unabhängigkeit besteht, bezeichnet China die Insel als „abtrünnige Provinz“ und somit Bestandteil des chinesischen Territoriums. Speziell seit der Amtsübernahme von Präsident Xi Jinping wurde der Ton gegenüber Taiwan schärfer, das Säbelrasseln lauter und die Drohgebärden einschüchternder. Die Amerikaner sicherten Taiwan für den Fall eines chinesischen Angriffs militärische Unterstützung zu. Ausgang des Konflikts: Ungewiss.

Der dritte Brennpunkt liegt in Nahost. Seit der Gründung Israels 1948 sieht sich der Staat immer wiederkehrenden Attacken seiner Feinde ausgesetzt. Der Angriff der Hamas vom 07. Oktober dieses Jahres stellt einen neuen traurigen Höhepunkt in dieser Historie dar. Der Konflikt birgt das Potenzial eines Flächenbrandes, welcher zu disruptiven Ereignissen führen kann. Die temporäre Schliessung diverser westeuropäischer Flughäfen aufgrund von Terrordrohungen liefert eine erste Vorstellung dessen, was sich entwickeln kann.

Welche Auswirkungen hat die Situation auf die Kapitalmärkte?

Marktteilnehmer weltweit zeigen sich zunehmend verunsichert. Verunsicherung ist immer schlecht für die Kapitalmärkte. Wie schon Franz Josef Strauß wusste, ist „Geld scheu wie ein Reh“. Im übertragenen Sinne heisst dies, Investoren nehmen bei Zweifeln über die Gesamtgemengelage eine defensivere, gern auch „risk-off“ bezeichnete Position ein, indem sie entweder in weniger riskante Anlagen oder gleich direkt in Liquidität umschichten. Ablesen lässt sich die generelle Stimmung unter Anlegern auch gut am Fear & Greed Index, einem Barometer für die psychische und emotionale Verfassung der Marktteilnehmer. Aktuell sieht dieses aus wie folgt:

Wydler Asset Management - Fear & Greed Index

Quelle: CNN Business

Die Folge sind fallende Märkte, der DAX in Deutschland hat die 15.000er-Marke deutlich unterschritten, der Schweizer Leitindex SMI handelt, gemessen seit Jahresanfang, sogar im Minus. Wie lange die aktuelle Konsolidierung anhält, ist schwer zu prognostizieren. Eine besondere Bedeutung und zusätzliches Gewicht erhalten insofern jegliche Entscheidungen der Notenbanken, die sicherlich vor allem von den Rahmenerklärungen her genau unter die Lupe genommen werden.

In den USA hat sich ähnlich wie in Europa das charttechnische Bild eingetrübt. Hinzu kommt erschwerend, dass die positive Entwicklung der Indizes schon seit Monaten nicht in der Breite, sondern nur von der Stärke ein paar weniger Unternehmen getragen ist. Und letztlich hat sich seit Anfang August das gehandelte Volumen nach unten entwickelt, ein Zeichen, welches zumindest zur Vorsicht rät. In Summe resultiert hieraus ein nicht zu unterschätzendes Rückschlagpotenzial, das sich ggf. kurzfristig entladen kann.

Auf der Währungsseite setzt sich die seit Jahren eklatante Schwäche des Euro gegenüber dem Schweizer Franken nahtlos fort und hat sich im Laufe dieses Jahres sogar noch weiter akzentuiert. Der Franken wird ganz offensichtlich von vielen Euro-Investoren als eine Art „safe haven“ betrachtet und mit jeglicher neuen Krise verliert der Euro gegenüber der Hartwährung Schweizer Franken weiter signifikant an Wert.

Euro/Schweizer Franken • Euro/CHF

Wydler Asset Management - Euro_Schweizer Franken

Was passiert in unseren Fonds?

Auf der Aktienseite liegen wir bei aktuell +2,68% in Euro und +0,12% in Schweizer Franken. Aufgrund unserer Umschichtungen über die Sommermonate hinweg zu noch mehr Qualität (geringe Unternehmensverschuldung, stabile Gewinnsituation) verfolgen wir den Verlauf mit einer gewissen Gelassenheit. Wir haben unsere im zweiten Quartal aufgebauten Absicherungen im Bestand und sind von daher gut gegen weitere Rückschläge gewappnet.

Unser Anleihefonds hat sich nach dem letztjährigen Crash an den Anleihemärkten stabilisiert, die Zinssprünge der Notenbanken in diesem Jahr gut absorbiert und zeigt sich im Moment recht krisenresistent. Die für die Ausschüttung im Frühjahr 2024 notwendigen Zinseinnahmen sind bis dato wie geplant erfolgt. Bei einer modified duration (durchschnittlichen Restlaufzeit) von nur noch 2 ½ Jahren und einer yield to maturity Rendite auf Verfall) von über 13% reden wir weiter von einer höchst attraktiven Anlage.

Zusammenfassung

Kaufen, wenn die Kanonen donnern – diese alte Börsenweisheit könnte sich auch in den nächsten Wochen wieder als richtig erweisen. Zu erwartende Kommandoaktionen der israelischen Armee im Gazastreifen drohen kurzfristig nochmal Druck auf die Kurse zu bringen, in Summe betrachtet haben die Märkte aber über die letzten Wochen/Monate sukzessive und mittlerweile auch klar nach unten korrigiert.

Auf der Bondseite rechnen mittlerweile einige namhafte US-Investoren nach den über die letzten Quartale hinweg deutlich gestiegenen Zinsen mit wieder fallenden Renditen. Sollte sich dies bewahrheiten, würde das unserem Bondfonds klar in die Karten spielen.

Nervosität oder sogar Angst sind stets ein schlechter Ratgeber. Gerade in der aktuellen Marktphase ist Ruhe und Besonnenheit wichtig, um die richtigen Entscheidungen zu treffen. Wir fühlen uns mit unseren Investments gut aufgestellt, um auch diese herausfordernde Zeit für Sie und Ihr Vermögen erfolgreich zu überstehen.

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