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Markt-Update Wydler Asset Management 22.11.2024

Wie stellt sich die Situation aktuell dar?

1. Zinsen

In unserem letzten Marktupdate hatten wir aufgrund der Zinsniveaus auf die hohe Wahrscheinlichkeit von Zinssenkungen verwiesen. Im Sommer läuteten dann zunächst die Europäische Zentralbank EZB und kurz darauf auch die US-Notenbank FED mit ersten Entscheidungen nach unten die Zinswende ein. Weitere Zinssenkungen folgten und der Abstand zwischen amerikanischen und europäischen Zinsen ist mittlerweile auf eine bemerkenswerte Lücke angestiegen. Die nachfolgende Grafik verdeutlicht dies:

Zinsvergleich Eurozone - USA

Die Frage, die sich nun viele Anleger stellen: Fallen wir wieder zurück in die Jahre der Niedrig-, Null- und sogar vielleicht Negativzinsen? 

Hierzu ist eine Beleuchtung der Inflationsraten unerlässlich, da sich alle Notenbanken bekanntlich die Währungsstabilität auf ihre Fahnen geschrieben haben. Um dies zu gewährleisten, steigen in der Konsequenz die Zinsen, wenn die Preissteigerungraten nach oben gehen, um Überhitzungen zu vermeiden und die Wirtschaft abzukühlen. Umgekehrt gilt: Fällt die Inflation infolge der eingeleiteten Massnahmen, vergrössert sich der Spielraum für Zinssenkungen.

Die Inflation in der Eurozone stellt sich aktuell dar wie folgt:

Inflation Eurozone

Nach der absoluten Spitze im Herbst 2022 sanken die Preissteigerungsraten sehr deutlich und haben im September 2024 mit 1,7% wieder das Zielniveau der EZB von maximal 2% erreicht. Allerdings war im Oktober wieder ein Anstieg auf 2,0% zu verzeichnen. Getrieben ist die Inflation nach wie vor durch Verteuerung von Lebensmitteln, dagegen sind die Energiepreise weiter auf dem Weg nach unten. Die Kerninflation (ohne Energie- und Nahrungskosten) blieb im Oktober unverändert bei 2,7%. 

Auch in den USA kam über die letzten beiden Jahre die Teuerungsrate klar zurück, stieg aber ebenfalls im Oktober 2024 von 2,4% auf 2,6% leicht an:

Teuerungsrate USA

Die Kerninflation hingegen liegt bei 3,3% und damit unverändert zum Vormonat. Zum Ende des Quartals wird die US-Inflation gemäss den Prognosen von handelswirtschaftlichen Modellen und Analystenerwartungen bei 2,3% gesehen.

Sowohl in Europa wie auch jenseits des Atlantiks besteht aufgrund der deutlich gesunkenen Preissteigerungsraten also noch Spielraum für weitere Zinssenkungen. Dem entgegenlaufen könnten zu hohe Forderungen der Gewerkschaften in den Tarifverhandlungen sowie eine insbesondere in den USA zügellose Wirtschaftspolitik (im Sinne weiterer Ausweitung der ohnehin schon überbordenden Verschuldung des Staates). Dies könnte speziell die FED zu einer zurückhaltenden Einstellung hinsichtlich weiterer Zinsschritte nach unten verleiten.

2. Wirtschaft

Deutschland ist 2023 in eine Rezession geschlittert und versucht im Moment händeringend, ein „soft landing“, also eine weiche Landung der wirtschaftlichen Entwicklung zu schaffen.

Veränderung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Deutschland gegenüber dem Vorquartal (preis-, saison und kalenderbereinigt) von Q3/2020 bis Q3/2024:

Veränderung BIP

Immerhin gelang im dritten Quartal dieses Jahres ein leichtes Plus von 0,2%, was aber nicht über die schlechte Gesamtverfassung der Wirtschaft hinwegtäuschen kann. Zunehmende Insolvenzmeldungen, teils dramatische Nachrichten über Arbeitsplätze-Abbau und katastrophale Zustände der Automobilindustrie lassen wenig Hoffnung aufkommen, dass mit einer schnellen Erholung gerechnet werden kann.

Deutlich besser sieht es in den USA aus, wo das BIP per 30.10.24 immerhin um 2,8% zulegen konnte. Diese Zahl ist allerdings, weil üblicherweise sehr revisionsanfällig, mit Vorsicht zu geniessen, daneben bleibt festzustellen, dass sich das Wirtschaftswachstum in den kommenden Monaten etwas abkühlen dürfte. Auch wenn der neu gewählte Präsident Donald Trump bereits verlauten liess, durch staatliche Aktivität die Wirtschaft enorm anschieben zu wollen, fusst das Wachstum selbst ganz klar auf dem Konsumverhalten der privaten Konsumenten.

3. Weltpolitik

Entspannung an den von uns bereits mehrfach erwähnten Krisenherden sieht anders aus.

Der Konflikt zwischen Israel und der Hamas sowie der Hisbollah hat sich auf direkte gegenseitige Militärschläge mit dem Iran ausgeweitet. Eine Eskalation ist an allen Fronten jederzeit vorstellbar, aber auch ein Waffenstillstand wird diskutiert. Interessanterweise sehen die globalen Märkte die Kampfhandlungen aber offenbar weder als Bedrohung für den internationalen Warenverkehr noch für die Energieversorgung, immerhin steht der Iran auf Platz 10 der erdölexportierenden Länder.

Auch der Ukraine-Krieg bleibt tägliches Thema in den Nachrichten, aktuell liefern die westlichen Unterstützer der Ukraine so viel Material, dass die Russen, welche wiederum in Nordkorea einen Alliierten gefunden haben, keine grossartigen Landgewinne verzeichnen können. Ob Donald Trump, sobald Präsident, in der Lage ist, wie versprochen innerhalb von 24 Stunden Frieden in der osteuropäischen Ebene zu schaffen, bleibt abzuwarten.

Das grosse Damokles-Schwert aber ist und bleibt China und dessen Aggressionen gegenüber Taiwan. Militärische Provokationen, Manöver der chinesischen Marine im Südchinesischen Meer und scharfe Rhetorik der Machthaber in Peking erhöhen zusehends das Konfliktpotenzial im Drachenstaatenraum. Ein Überfall auf Taiwan würde definitiv die Weltmacht USA auf den Plan rufen und zu einer gewaltigen militärischen, aber auch wirtschaftlichen Eskalation führen.

Welche Auswirkungen hat die Situation auf die Kapitalmärkte?

Befeuert durch die US-Wahlen waren an den amerikanischen Börsen neue Rekordstände zu verzeichnen. Alle drei führenden Indizes (Dow Jones, Nasdaq und S&P500) verzeichneten neuen Allzeit-Höchstmarken. Tesla-CEO und Trump-Supporter Elon Musk konnte sich über den Anstieg des Börsenwertes seiner Firma auf den unglaublichen Wert von über einer Billiarde US-Dollar freuen. Auch Banken, Stahlunternehmen und Ölfirmen profitierten enorm vom Wahlergebnis.

Wo Gewinner, da auch Verlierer und diese waren im Wesentlichen in Europa zu finden. Nach den massiven Drohungen Trumps im Hinblick auf Strafzölle für importierte Waren gerieten Automobilhersteller und deren Zulieferer, aber auch Firmen in erneuerbaren Energien stark unter Druck und gingen demzufolge mit deutlichen Kursverlusten aus dem Handel. Auch die chinesischen Märkte und deren Unternehmen, mutmasslich Hauptbetroffene eventueller Strafzölle, verzeichneten deutlich Kursabschläge.

Das Platzen der Ampelkoalition in Deutschland tut ein Übriges, das ohnehin angekratzte Vertrauen von (insbesondere auch ausländischen) Investoren in deutsche Unternehmen weiter zu schwächen. Die Politik erweist hier dem deutschen Markt einmal mehr einen Bärendienst. Es bleibt zu hoffen, dass die in Berlin aufgeführte politische Posse ein möglichst schnelles Ende findet, um weiteren Reputationsschaden von Land und Wirtschaft zu limitieren.

An den Anleihemärkten profitierten die Papiere in den letzten Wochen klar von den Zinssenkungen der Notenbanken und notierten klar höher. Grundsätzlich rechnen die Marktteilnehmer mit einer Fortsetzung der etwas weniger restriktiven Geldpolitik.

Was passiert in unseren Fonds?

Bereits seit Anfang des Jahres war in unserem Bondfonds eine positive Tendenz zu verzeichnen, obwohl damals Zinssenkungen noch eine vage Erwartungshaltung spiegelten. Mit den ersten Zinsschritten der Notenbanken nach unten vergrösserten sich dann die Kursgewinne bei den Anleihen und führten zu einer per heute satten Rendite von +8,06% in der Schweizer Franken Tranche und sogar +9,16% in der Euro Tranche.

Schweizer Franken Tranche

Damit liegen wir einmal mehr klar über dem Sektordurchschnitt vergleichbarer Fonds und haben unseren Abstand zu anderen Anbietern vor allem über die Jahre hinweg deutlich ausbauen können. 

Wie haben wir in den letzten Wochen/Monaten agiert? In einer nach wie vor inversen Zinsstrukturkurve sehen wir keinen Grund, langfristige Anleihen zu kaufen, solange dieses Risiko nicht adäquat bezahlt wird. Wir fahren unser Portfolio momentan mit einer durchschnittlichen Restlaufzeit von nur etwas mehr als zwei Jahren und einer aktuellen Rendite auf Verfall von 7,06% und fühlen uns damit sehr wohl. Für alle getätigten Neuinvestments aufgrund fälliger Papiere und Zuflüsse in den Fonds verfolgen wir konsequent den „flight to quality“, anders ausgedrückt, alle neuen Anleihen weisen ein investment grade rating auf und somit verbessert sich die Gesamtqualität des Fonds weiter. Auch wenn wir zum heutigen Zeitpunkt nichts garantieren können oder dürfen, wir gehen davon aus, dass die Ausschüttungen im Frühjahr 2025 in etwa auf dem Niveau der Vorjahre liegen werden.

Zusammenfassung

Die Flughöhen der Aktienmärkte sind noch einmal klar angestiegen, speziell nach den Wahlen in den USA. Sentimentseitig herrschen negative Divergenzen, die auf eine Korrektur hindeuten könnten. In Anbetracht dieser Gesamtgemengelage sehen wir für Anleihen ein vielversprechendes Chance-Risiko-Verhältnis und beurteilen unseren Wydler Global Bond Fund auch weiterhin als attraktive Anlagelösung.

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