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Quartalsbericht Q3/2024

Rückblick

In unserem letzten Quartalsbericht hatten wir auf die angespannte Situation an den Aktienmärkten verwiesen, welche sich dann Anfang August schlagartig entladen hat. Der DAX verlor in nur drei Handelstagen knapp 8,5%, der SMI kam mit einem Verlust von etwa 7,5% ein bisschen glimpflicher davon, den Nasdaq Composite erwischte es mit einem Minus von knapp 12% schon heftiger, Börsenlieblinge wie bspw. Nvidia mussten ein Minus von fast 25% verkraften und der häufig als „krisenfeste Währung“ bezeichnete Bitcoin sogar noch etwas mehr. Die alte Weisheit, dass Börsenkurse keine Einbahnstrassen sind, wurde einmal mehr deutlich unterstrichen und so verbrachten die Börsen den Sommer im Wesentlichen damit, das in extrem kurzer Zeit verlorene Terrain in kleinen Schritten sukzessive wieder aufzuholen.

Die Wirtschaft in den USA zeigte sich weiter relativ robust, die OECD erwartet auch aufgrund der starken Beschäftigungsentwicklung für das Gesamtjahr ein reales BIP-Wachstum von 2,6%. In Europa lassen die veröffentlichten Daten auf eine leichte Konjunkturerholung hoffen, die unrühmliche Ausnahme bildet Deutschland. Bereits in den vergangenen Jahren zeigte der Trend in der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes deutlich nach unten, womit das Land vom einstigen Zugpferd der europäischen Wirtschaft zum kranken Mann mutiert ist:

Bruttoinlandsprodukt

Und auch für das laufende Jahr kann keine Entwarnung gegeben werden. Als Konsequenz auf das im August zum dritten Mal in Folge verschlechterte Geschäftsklima senkte das ifo-Institut am 05. September seine Konjunkturprognose für Deutschland deutlich um 0,4%-Punkte und erwartet nun ein Nullwachstum. Das Research-Institut Sentix textete angesichts der trüben Aussichten in einer eigenen Umfrage: „Lage- und Erwartungswerte, obwohl schon sehr tief, sinken erneut. Die deutsche Wirtschaft kollabiert auf offener Bühne. Hoffnung macht nur, dass es wohl die letzten Tage der Ampel sind, die das Land lähmen.“ Verbal noch aggressiver ging der Smart Investor in seiner September-Ausgabe zu Werke: „Die Frühindikatoren zeigen steil nach unten. Eigentlich bleibt da nur die Hoffnung auf einen baldigen Sturz der Regierung, die in einer beispiellosen Mischung aus Ideologie und Inkompetenz das Land unverdrossen Richtung Niedergang und Chaos steuert“.

Auch die Inflation blieb im dritten Quartal ein beherrschendes Thema, bestimmt sie doch die Zinspolitik der Notenbanken. Lag die Preissteigerungsrate in der Schweiz per August bei sehr überschaubaren +1,1%, verzeichnete Deutschland einen Anstieg von 1,9%, in der gesamten EU steht die Inflation bei +2,2%. In den USA setzte sich der leichte Rückgang auf rund +2,9% weiter fort, allerdings blieb die Kerninflation (Entwicklung der Verbraucherpreise ohne die Segmente Nahrungsmittel und Energie) auf ähnlich hohem Niveau.

Auch die Notenbanken gaben im letzten Quartal zu reden: Die EZB entschied sich in ihrer Sitzung am 12. September zu einer weiteren Zinssenkung von 0,25%-Punkten und setzte den im Sommer beschrittenen Weg ein Stück weit fort, während die US-Notenbank FED am 18. September gleich mit einer grossen Zinssenkung von 0,5%-Punkten nun auch in den USA die Zinswende einläutete. Dies war die erste Senkung der Leitzinsen seit März 2020, die Spanne liegt nun bei 4,75 bis 5,00%.

Performance

Bei unserem Aktienfonds seht seit Anfang Jahr eine Wertentwicklung von +5,49% in Schweizer Franken und +4,04% in Euro zu Buche.

Im Vergleich dazu die grossen Indizes: DAX +15,36%, STOXX600 (Europa) +12,47%, S&P500 (USA) +21,16% und MSCI World (weltweit) +18,39% (alle Werte in Euro). Wir bleiben dem Fokus für Qualitätsaktien in Anbetracht des volatilen Umfelds und auch unseren Absicherungen weiterhin treu.

Unser Bondfonds hat seit Beginn des Jahres eine Performance von +7,69% in der Schweizer Franken Tranche und +8,44% in der Euro Tranche erzielt. Der seit Ende letzten Jahres eingeschlagene Weg, Zuflüsse und fällige Papiere in einem, um mindestens ein Notch höheres Rating anzulegen, hat sich voll ausgezahlt. Die im Durchschnitt höhere Qualität führte zu geringeren Schwankungen, sodass selbst im August, als die Märkte insgesamt nachgaben, Ende Monat erneut ein Plus zu verzeichnen war. In Anbetracht der hohen Chancen auf weitere Zinssenkungen stehen die Ampeln weiter klar auf „Grün“.

Aktuelle Positionierung

In das dritte Quartal sind wir in unserem Aktienfonds etwas defensiver gestartet, wodurch sich unsere Cash-Position auf zwischenzeitlich bis knapp 10% erhöht hatte. Im Verlauf des Septembers wurde diese dann Stück für Stück wieder abgebaut, mittlerweile sind wir nahezu wieder voll investiert. Wir haben uns dazu entschieden, bei einigen Industriewerten etwas umzuschichten, soll heissen, bei den Gewinnern etwas Geld vom Tisch zu nehmen und dafür bei zurückgebliebenen Werten nachzukaufen. Das Gegenteil ist bei den Grundstoffherstellern der Fall, hier wurden Verlierer abgebaut, dagegen das Gewicht bei sich gut entwickelnden Positionen erhöht. Komplett veräussert haben wir über das Quartal hinweg die Aktien der Luxusgüterproduzenten, dafür im Gegenzug leicht Technologiewerte und vor allem Versicherungs- und Rückversicherungswerte aufgebaut. Öl-Titel haben wir zu Beginn des Quartals weiter hinzugekauft. Obwohl wir langfristig an einen zunehmenden Energiehunger der Welt glauben, wurden unsere Erwartungen im Hinblick auf Ölwerte kurzfristig enttäuscht, weswegen in diesen Titeln zwischenzeitlich eine gewisse Reduzierung erfolgte. Wir warten hier ab, bis sich die Ölkurse stabilisieren und werden dann sukzessive wieder aufbauen. Insgesamt haben wir heute eine bedeutend ausgeglichenere Sektor-Allokation als die meisten Vergleichsindizes, was sich in moderateren Schwankungen unseres Portfolios ausdrückt.

Im Anleihebereich lag der Fokus weiterhin darauf, neu aufgebaute Positionen im Investment-Grade-Bereich zu tätigen. Qualität und Stabilität haben sich weiter verbessert, bei, wohlgemerkt, gleichbleibend hohem Ertragsniveau. Das Übergewicht in US-Dollar notierten Anleihen hielten wir aufgrund des nach wie vor bestehenden Zinsgaps zwischen Europa und den USA weiter aufrecht. Da die Zinsstrukturkurve sowohl diesseits wie jenseits des Atlantiks klar negativ ist, blieben wir auch im dritten Quartal eher bei Kurz- bis Mittelläufern, da Risiken für längere Laufzeiten unseres Erachtens nicht adäquat bezahlt werden. Die durchschnittliche Restlaufzeit der Anleihen in unserem Fonds lag per Ende September bei 2,09 Jahren, die aktuelle Rendite auf Verfall bei 7,08%.

Ausblick

Zinsen

Die EZB hat der ersten Zinssenkung im Juni dieses Jahres eine weitere im September folgen lassen und auch die FED in den USA hat mittlerweile die Zinswende mit ihrer Senkung der Leitzinsen im September eingeläutet. FED-Chef Powell hat den Märkten eine weitere Senkung im Laufe des Jahres in Aussicht gestellt, man wolle den Arbeitsmarkt ankurbeln und „die Stärke unserer Wirtschaft erhalten“. Der nach der Zinssenkung der EZB im September auf bis zu 1,85%-Punkte angewachsene Zinsunterschied wurde ebenfalls klar zusammengeschrumpft.

Wenn wir auf die Zinsstrukturkurve blicken, ist diese sowohl in Europa wie auch in Amerika seit 2022 invers, was ein Warnsignal für die wirtschaftliche Entwicklung darstellt. Häufig waren inverse Zinsstrukturkurven Vorboten nachfolgender Rezessionen. Wie bereits im Rückblick dargestellt, ist die Gefahr in Deutschland kaum übersehbar und auch in den USA signalisiert der Arbeitsmarkt Ansätze der Schwäche. Angesichts dieser Gemengelage scheinen die Notenbanken mehr oder weniger gezwungen, die Zinsen weiter zu senken, ein Aspekt, der sich durch die vielen in den Niedrig-, Null- oder gar Negativzinsphasen aufgenommenen und jetzt in einem komplett anderen Szenario zur Prolongation anstehenden Kredite noch klar verstärkt.

Wir erwarten für den Rest des Jahres jeweils Zinssenkungen von EZB und FED in der Grössenordnung von insgesamt 0,5%-Punkten und dann im neuen Jahr, je nach wirtschaftlicher Lage, eine Fortsetzung der lockereren Geldpolitik. Diese wird allerdings von der Entwicklung der Inflation abhängig sein.

Zinsvergleich Eurozone USA

Anleihen

Zinssenkungen sind Wasser auf die Mühlen von Investoren in Anleihen, führt dies doch (natürlich andere kursbeeinflussende Faktoren wie Schuldnerqualität und Laufzeit nicht aus dem Blick verlierend) in aller Regel zu steigenden Kursen. Dieser Mechanismus war bereits in den ersten drei Quartalen dieses Jahres zu beobachten, wenngleich noch viel Potenzial für weitere Kurssteigerungen besteht. Wir bleiben für Bonds weiter positiv und sehen uns gerade in unserem Fonds im aktuellen Umfeld bestens positioniert.

Aktien

Die US-Wahl wird eines der Hauptevents im Schlussquartal 2024 und – so wie zumindest aktuell aussieht – eine bis zum Ende spannende Angelegenheit. Der Wahlkampf selbst ist gezeichnet von gezielten Desinformations- und diversen Fake-News-Kampagnen. Die über Jahrzehnte hinweg gepflegte demokratische Diskurskultur erlebt in den USA gerade definitiv ihr Waterloo. Gelingt Kamala Harris als erster Frau, als erster Afroamerikanerin und als erster Person südasiatischer Abstammung der Einzug ins Weisse Haus? Oder kann Donald Trump, gebürtiger New Yorker, Immobilientycoon, Unternehmer und streitbarer Politiker, seinen Triumph von 2016 noch einmal wiederholen?

Auch wenn US-Wahljahre historisch betrachtet für die Aktienmärkte stets positiv zu sehen waren – die wirtschaftlichen Warnsignale und die drohende Gefahr des Abrutschens namhafter Volkswirtschaften in die Rezession sollte nicht ausgeblendet werden. Auch die Tatsache, dass Anfang August in nur drei Tagen viel Porzellan zerschlagen wurde und in der Folge der komplette Restmonat für die Reparatur herhalten musste, zeugt nicht gerade von einem resistenten Umfeld. Vielmehr scheinen zahlreiche Spieler am Markt äusserst nervös und insgesamt ist aktuell nolens volens viel schnelles Geld aus zittrigen Händen am Markt investiert.

Gerade in einem typischerweise höchst volatilen Monat wie dem Oktober könnte also Ungemach drohen. Auch wenn der DAX Ende September seit Herbst des vergangenen Jahres in einem Aufwärtstrend verläuft, im Rahmen dessen noch einmal neue Höchststände produziert hat und auch die 20.000er-Marke nur eine Frage der Zeit scheint, sollte im Hinterkopf verankert sein, dass der Verlauf des DAX die realwirtschaftliche Entwicklung in Deutschland weitestgehend konterkariert. Da das Chancen-Risiko-Verhältnis aus unserer Sicht keine klare Sprache spricht, bleiben wir für Bewegungen in beide Richtungen entsprechend positioniert und somit auch unseren aktiven Absicherungsstrategien weiter treu.

L&S

Sie haben Fragen, Anregungen, Kritik? Wir stehen Ihnen immer und auch in Randzeiten zur Verfügung, telefonisch sowieso, gerne digital über Videokonferenzen und selbstverständlich auch persönlich, kommen Sie einfach auf uns zu, wir freuen uns auf Sie!

Herzliche Grüsse

Ihr

Christian Th. Weber

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Stand aller Informationen, Darstellungen und Erläuterungen:  02. April 2024, soweit nicht anders angegeben.

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